"Thoreau's Neighbourhood" ein Fotoprojekt entlang der Grenze
Entlang der östlichen österreichischen Grenzflüsse Thaya und March entfalten sich undurchdringliche Auwälder. Immer wieder überfluten Hochwasser diese Gebiete und setzen sie meterhoch unter Wasser.
Auf österreichischem, tschechischem und slowakischem Boden haben Menschen in den letzten Jahrzehnten in diesen Wäldern hunderte Behausungen, Fischerhütten errichtet. Viele dieser Hütten sind, sobald es das Klima erlaubt, bewohnt. Entlang dieser Flüsse verlief bis vor etwa 20 Jahren der eiserne Vorhang. Über Landes-, System- und weltanschauliche Grenzen hinweg gab es ein Bedürfnis im Wald etwas zu suchen das anderswo nicht zu finden war.
Gesellschaftliche und soziale Zwänge streift man am leichtesten im Wald ab.
Dem Wald begegnet man als Individuum – im Wald zerstreut sich jedes Kollektiv.
Über den potentiell anarchischen Charakters des Waldes schreibt der 1817 in Massachusetts geborene Henry David Thoreau in seinem Werk "Walden – or life in the woods".
H. D. Thoreau bezog 1845 eine selbstgebaute Hütte und bewohnte diese 2 Jahre lang. In verschiedenen Büchern und Schriften verarbeitet Thoreau seine Erfahrungen aus dieser Aktion und leitet daraus politische und soziale Theorien ab, die bis heute Ausdruck und Beachtung in wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeiten finden.
Der Wald lässt sich (wie auch die Berge, nur lebensfreundlicher) als letzter Rückzugsraum der sich immer stärker urbanisierenden, globalisierenden und regulierenden Gesellschaft sehen. Diese soziale Bedeutung wird den wirtschaftlichen Aspekt des Waldes in Zukunft übertreffen.